Mein erster 50km-Finish ist nun „in the books“, und ich muss sagen, dass der Lauf ein voller Erfolg war. Nach meinem ersten Trail-Wettkampf in Brisbane im August hatte ich mich ja eher aus einer Laune heraus mit ca. 12 Wochen „Vorlaufzeit“ für diesen ersten Ultra-Marathon angemeldet, voller Euphorie darüber, dass ich meine Patellabeschwerden nach fast drei Jahren (!) endlich in den Griff bekommen habe.

Vorbereitung auf den Ultra-Marathon

Ich habe mir extra für die Vorbereitung einen Plan erstellen lassen, den ich natürlich etwas angepasst habe, da mein Hauptfokus nach wie vor die Triathlon-Wettkämpfe auf den Philippinen sind. Was im Rückblick wirklich sehr wichtig war, war das regelmäßige Training der Höhenmeter – ich bin fast jede Woche ca. 500 – 1000 Höhenmeter gelaufen, und habe auch fleißig Läufer-ABC gepaart mit plyometrischem Training absolviert.

Beispiel aus meinem Trainingsplan, der mich in 12 Wochen erfolgreich auf einen 50km Ultra-Trail-Marathon vorbereitet hat.

Schließlich war ich regelmäßig im Fitness-Studio und habe mein „strength training“ gemacht (insbesondere Gewichteheben bzw. Langhanteltraining), wobei verschiedene Formen von Kniebeugen („squats“) immer mit dabei waren.

Die Anreise zum Wettkampfort

Da Bea und ich derzeit in Ocean Shores, NSW, leben, war eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur mit Übernachtung in der Pampa möglich, weshalb wir uns einen Mietwagen in Byron Bay genommen haben. Da ihr Bruder ebenfalls nach Armidale, der höchstgelegenen Stadt Australiens, gezogen ist, haben wir gleich einen Familienbesuch über ein verlängertes Wochenende draus gemacht und sind insgesamt 4 Tage / 3 Nächte geblieben.

Unsere Fahrt von Byron Bay nach Armidale, New England in New South Wales, führte teilweise an malerischen Landschaften vorbei

Am Vortag hatte ich noch einen kurzen Schock bekommen, da ich in den Rennunterlagen nicht nur von giftigen Schlangen gelesen hatte, sondern dass man schon am Samstag hätte einchecken sollen. Nach einem kurzen Austausch mit Lee-Anne, der Renndirektorin, konnte ich allerdings wieder durchatmen, da ich auch alles am sonntäglichen Rennmorgen erledigen konnte.

Der Wettkampf

Der Wecker klingelte pünktlich um 4:45 Uhr, und der Start lag laut Google Maps ca. 11 Kilometer entfernt, sodass ich nach dem Frühstück (Kaffee und 7 Weet-Bix mit Mandelmilch, was für mich ein Novum und Experiment war – ein recht leckeres!) in gemütlichen 15 min rüberfahren konnte.

Ich hatte in den drei Nächten vor dem Wettkampf tatsächlich sehr wenig geschlafen, was u.a. an der Fußball-WM lag, und die Spiele teilweise um 2 und 6 Uhr morgens unserer Zeit stattfanden, an langen Arbeitsstunden und natürlich der Aufregung.

Allerdings wusste ich schon von meinen mittlerweile knapp dreißig Triathlons, dass wenig Schlaf vor Wettkämpfen nichts Ungewöhnliches war, und gerade die Nacht vorher meist nicht von Schlaf gesegnet ist. Daher war ich erstaunlich entspannt, genoss die morgendliche Kälte von etwa 5-6 Grad und freute mich auf meinen ersten Ultra-Trail-Lauf.

Start- und Endpunkt war der schöne Dumaresq Dam, ein Naturschutzgebiet

Die ersten Kilometer…

lief ich tatsächlich schneller als erwartet. Ich war bewusst als Letzter an den Start gegangen, da ich das Feld lieber von hinten aufräumen wollte, was auch von Anfang an gut funktioniert hat. Schon wie in Brisbane wollte ich auch die Anstiege so gut wie möglich laufen und nicht wandern, sodass ich regelmäßig Läufer:innen überholen konnte.

Ich fühlte nach knapp einer Stunde, dass sich überraschenderweise Hunger bemerkbar machte; mir war weder nach „lollies“ (das sind australische Gummibärchen) noch nach einem Gel zumute, weshalb ich mir einen meiner beiden Clif Bars genehmigte. Ich hatte in diversen Artikeln gelesen, dass man bei Trail-Läufen einfach auf seinen Körper hören sollte und das essen, worauf man Lust hat – und das war auch die richtige Entscheidung.

Dafür, dass ich insgesamt eine Pace von 8:30 – 9:00 min / km anvisiert hatte, liefen die ersten Kilometer wirklich sehr gut

Nach knapp 10 Kilometern machte sich zum ersten Mal mein rechter Schulter-Nacken-Bereich bemerkbar – schon seit Jahren spüre ich hier insbesondere bei längeren Läufen einen immer wiederkehrenden Schmerz; nichts Außergewöhnliches, aber ich wusste nun, dass das Rennen so langsam losgeht.

Im Prinzip verlief der erste Halbmarathon wie im Flug, und bei Kilometer 27 verschickte ich ein paar Nachrichten an die Familie (das Mitführen eines funktionierenden Handys war ja Pflicht), und mir war auch eine der giftigsten Schlangen der Welt über den Weg gelaufen bzw. gekrochen. Ich wusste ja, dass man damit rechnen musste, so ließ ich das schöne Reptil dann erst mal ruhig von Dannen ziehen, um weiterzulaufen.

Mein Schwiegerbruder TJ meinte, dass es sich hierbei wohl um eine „brown snake“ handelte; hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass es eine der giftigsten Schlangen (die zweitgiftigste) der Welt ist, dann wäre ich vermutlich mit schlotternden Knien weitergelaufen…

Mittlerweile waren wir für ca. 10 Kilometer auf die Straße gewechselt und liefen mit „high-visibility-vest“ in der steigenden Mittagssonne. Ich konnte noch zwei Läufer einsammeln, die ich noch ein paar Kilometer vorher an Wendepunkten noch weit vor mir sah. Das ließ dann entweder drauf schließen, dass mein Pacing von Anfang an gut war oder dass sich meine langen Läufe nun bezahlt machten – es müssen seit Juli ein gutes Dutzend Halbmarathons gewesen sein, darunter auch ein paar Läufe über 30 Kilometer.

Ein brutaler Anstieg zum Schluss

Es hätte gerne bis zu km 50 so weiter gehen bzw. laufen können, nur kam dann bei Kilometer 38 die Ansage, dass es nun „up the hill“ gehen würde. Ich hatte mir schon eine Traumzeit von 6:30 – 6:45 h ausgerechnet, da ich nach 2 Dritteln der Strecke noch keine 4,5 Stunden Laufzeit auf der Uhr hatte; aber natürlich kam es anders, da ich den Hügel nicht auf dem Schirm hatte.

Der Weg bis zur Ziellinie war großteils tatsächlich nicht laufbar, der Untergrund war so lose, matschig oder mit Bäumen und sonstigen Hindernissen gesät, dass ich etwas bis Kilometer 45 auch auf Wandern umgestiegen bin. Was aber noch hinzu kam: ich hatte zwischenzeitlich von meinem Wasser-Salztabletten-Gemisch auf Tailwind umgestellt, was ich bisher nicht kannte. Ich bilde mir ein, dass ich das nicht ganz so gut vertragen konnte, aber vielleicht war ich so langsam auch einfach am Ende meiner Kräfte angelangt.

Für mich war ja nach dem Marathon alles Neuland, und entsprechend härter und länger wurde dann auch jeder weitere Kilometer. Letzten Endes hatte ich aber auch genau so trainiert, dass ich die 50 km (nach meiner Garmin waren es sogar 51,3) insgesamt sehr gut durchkommen konnte, aber auch nicht unzählige Kilometer mehr hätte laufen können.

Im Ziel mit Lee-Anne, der Race-Direktorin beim „50k Ultra Hendo Hustle“ im Rahmen des Duval Dam Buster Trail Run Events, das mittlerweile zum fünften Mal durchgeführt wurde

Im Ziel angekommen, teilte mir Lee-Anne dann mit, dass ich insgesamt den 8. Platz von nur 15 tapferen Teilnehmer:innen (insgesamt waren über alle Strecken knapp 400 Läufer:innen an den Start gegangen) erreicht hatte, und bei den Männern Sechster geworden bin. Gewonnen hat Clare Palmer, die mit über einer Stunde Abstand vor dem ersten männlichen Läufer gewinnen konnte.

Ich bin mit diesem Ergebnis mehr als happy und freue mich jetzt schon auf die nächsten Rennen. Ich denke, dass ich u.a. den Allgäu Panorama Marathon mit dem Ultra Trail über 69 Kilometer und dann vielleicht perspektivisch irgendwann einen 100 km Ultra Trail auf meine „bucket list“ packen werden, z.B. den Zugspitz Ultra Trail über 111 km. Aber das ist noch weit entfernte Zukunftsmusik – jetzt geht es erst einmal in die gezielte Vorbereitung auf den Ironman 70.3 Davao am 26.3.23 und den Ironman Philippines am 11.06.23!