Gestern war es so weit: die 42,195 km wurden in Angriff genommen, und ich konnte nach einem harten Lauf das gesteckte Ziel knapp erreichen. Der München Marathon vom 09.10.11 wird unvergessen bleiben, und ich bin erst einmal froh, die ganzen Strapazen und das lange Training hinter mir zu haben – doch am Horizont tun sich schon neue Ziele auf:)

Aber ich beginne von vorne: als ich vor zwei Wochen meinen letzten langen Lauf über mehr als 30 km antrat, schien der Marathon noch sehr weit weg zu sein – vor allem auch von meiner körperlichen Fitness her. Wenig Schlaf und zu viel Feierei sind tatsächlich nicht die beste Vorbereitung.

Denkbar ungünstig ist auch der Umstand, dass nur eine Woche vor dem Marathon die Wiesn ihren Ausklang fand – und als Münchner kommt man faktisch nicht umhin, selbst am Wochenende vor dem großen Lauf die ein oder andere Maß zu heben. Wie dem auch sei: im Nachhinein würde ich mich definitiv noch disziplinierter und länger auf die 42,195 km vorbereiten.


Die Münchner Wiesn ist nicht unbedingt der beste Trainingsort für einen Marathon…

Der Halbmarathon in Friedberg vor zwei Wochen (1:41h) ließ mich insgeheim von einer Marathon-Zeit deutlich unter 3:40h träumen; doch ein Marathon ist eben ein Marathon, und kein halber. Gerade die Kilometer 38-42 schienen mir gestern unendlich lang zu sein, und nicht wenige Läufer hatten am Ende keinen Saft mehr, um laufend ins Ziel zu kommen.

42,195 km unter 3:45 hGleich zu Beginn: Faxen im linken Knie, die jedoch nach 2 km wieder verschwanden. Meine Halbmarathon-Zeit lag mit 1:51h voll im Plan, und bis Kilometer 28 lief alles glatt. Zwei Drittel waren vorbei, und es ging Richtung Marienplatz. Kilometer 30: Sendlinger Tor, dann zurück zum Marienplatz und wieder Richtung Norden, Ludwigstraße.

Nach ein paar Schleifen kam ich dann auch an die 35 km-Grenze. Alles danach war für mich Neuland, und ich spürte, dass mein Körper langsam an seine Grenzen kam. Die Kilometer wurden immer länger; bei km 38 dann plötzlich ein Ziehen in der linken Leiste: ich dachte schon, eine Art Krampf – meine Beine wollten mir nicht mehr so recht gehorchen.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt war es einzig und allein der Wille, der entschied. Schon seit Kilometer 24 fingen einige an zu gehen und aufzugeben; bei den letzten vier Kilometern ging vielen weiteren Läufern die Puste aus. Kilometer 40 war dann schon wieder auf dem Olympiagelände, und ich hörte schon die Lautsprecher im Olympiastadion, welche mich antrieben – ich musste nur mein Tempo durchhalten, um die 3:45h zu unterbieten, doch der Körper schrie förmlich danach, aufzuhören.

München Marathon Ziel im Olympiastadion
Das Ziel beim München Marathon befindet sich im Olympiastadion

Die letzten Meter auf der Bahn im Olympiastadion vergingen wie im Rausch, es würde um ein paar Sekunden gehen, und ich holte das letzte aus meinen Beinen heraus. Am Ziel zeigte meine Garmin eine Zeit von 3:44:59h an – also knapp geschafft? Nach einem Blick auf die Ergebnisse beim München Marathon später dann die Bestätigung: ich hatte mein Ziel mit 3:44:57h knapp erreicht.

Kurze Augenblicke später war ich einfach nur leer. Ich saß mitten auf dem Fußballfeld, auf welchem bedeutende Fußball- und Olympiageschichte geschrieben worden war und versuchte mich zu dehnen. Dann kamen Emotionen auf, die ich bisher so kaum kannte – einfach überwältigend – ich hätte heulen können, wenn ich nicht so fertig gewesen wäre.

Es war ein langer harter Weg, aber es ist tatsächlich sehr viel dran am Mythos Marathon. Auf jeden Fall eine tolle Erfahrung über Monate hinweg, die ich nicht missen will. An dieser Stelle muss ich auch Danke sagen an alle, die mich unterstützt haben – allen voran dem Blackoutrunner, der sein Ziel nach vielen gemeinsamen Trainingsläufen mit 4:25h auch erreicht hat, und natürlich meiner Freundin, die mich gegen Ende hin sicherlich am meisten motiviert hat.

Und selbstverständlich geht auch ein herzlicher Dank an alle edlen Spender (Reilly!), die dafür gesorgt haben, das Spendenziel für die Kinder in Cebu zu erreichen – Ihr seid super! Für die Zukunft werde ich mir sicher eine passende Alternative ausdenken, an der man wieder teilhaben darf;)

Weitere neue Ziele lauten nun ab sofort: den nächsten Halbmarathon auch unter 1:40h zu laufen und dann in den nächsten Monaten die Grundlage zu schaffen, den Ironman zu finishen. Künftig wird es sich hier also vorwiegend um die Triathlon-Vorbereitung drehen, um die 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und die anschließenden 42 km Laufen zu meistern!