Gestern fand also mein zweiter Marathon irgendwo in der Pampa nahe Passau statt: der 20. Johannesbad-Thermenmarathon im „schönen“ Bad Füssing – dem größten Kurzentrum Europas, wie ich in einem orteigenen Blatt in meinem Appartment vor Ort gelesen hatte. Manch ein Mensch würde sich fragen, warum man überhaupt so verrückt ist und 42,195 km am Stück läuft, und dann auch noch dort, wo sich Fuchs und Has´gute Nacht sagen; tja, manchmal kommt es halt wie es kommt, und es gab irgendwie Anfang Februar keinen anderen passenden Marathonlauf, auf den ich mich hätte vorbereiten können.

Als Belohnung für die Marathon-Strapazen in Bad Füssing gab es diese Glasmedaille

Als Belohnung für die Marathon-Strapazen in Bad Füssing gab es diese Glasmedaille

Das Training  zu meinem zweiten „M“ ist im Prinzip studienabschlussbegleitend erfolgt, und ohne das regelmäßige Laufen hätte ich die heiße Prüfungsphase sicher auch nicht so gut überstanden. Überhaupt hat mich das Lauftraining über die letzten beiden Jahre hinweg zu einem durchaus zielstrebigeren Menschen gemacht, was manchmal gar nicht so schlecht ist. Aber ich schweife ab:D

Anreise per Bus am Samstag von München nach Bad Füssing
Los ging es am Samstag pünktlich um 14:30 Uhr vom Hbf Nord in München ab, von wo aus direkt ein Reisebus ans Johannesbad in Bad Füssing tuckerte. Wegen der alljährlichen Sicherheitskonferenz gab es ein wenig Chaos in der Innenstadt, was den Busfahrer zu herrlich-bayerischen Flüchen veranlasste und den Mitfahrern das ein oder andere Schmunzeln abrang; doch einmal der Landeshauptstadt entkommen, ging es ohne großes Hindernis zum Zielort, wo wir um 17 Uhr ankamen.

Ankunft Johannesbad

Ankunft Johannesbad

Ich besah mir dann noch ein wenig die Site, wo Start und Ziel stattfinden sollten und nahm an der Nudelparty teil, wo wirklich „ganz tolle“ Schlagermusik gespielt wurde. Ich kam mir vor wie ein Blindgänger und senkte im Allgemeinen das Durschnittsalter sicher um ein paar Jahre – in meiner Altersklasse waren denn auch sage und schreibe 12  Mitläufer für den Marathon gemeldet – die Meisten liefen wohl nur eine Runde und beließen es beim halben.

Auch in meiner Pension „Hotel Royal“ in der Goethestraße, direkt hinter der Beethoven- und Schillerstraße, kam ich mir irgendwie ein wenig seltsam vor, fehl am Platz, wobei mein Appartment sehr geräumig, gut ausgestattet und sehr günstig war. Ich hatte sogar einen Fernseher und kam seit Monaten endlich (!) mal wieder dazu, etwas zu glotzen und mir die Selbstbeweihräucherung der Medienprominenz à la „Goldene Kamera“ zu Gemüte zu führen – allein Al Pacinos 40 Jahre jüngere Freundin gab mir einen guten Grund, immer wieder hinzuzappen (G. verrät mir, dass es sich um eine gewisse Lucila Sola handelt, ganz ohne eigenen Wikipedia-Eintrag – wo der gute Al wohl an dieses hübsche junge Ding gekommen ist?!).

Mein Appartment im Hotel Royal

Mein Appartment im Hotel Royal

Anschließend gab es – nach einem kurzen Zwischenstopp im Restaurant Abruzzo bei Tagliatelle al Salmone und einem leckeren Hellen – noch etwas blutiges Boxen in der ARD zwischen Brähmer und Gutknecht, was mich auf einen harten Kampf am nächsten Marathontag einstimmte.

Marathonstart um 10:00 Uhr

Beim Marathon in Bad Füssing lief ich mit drei Schichten Funktionskleidung

Beim Marathon in Bad Füssing lief ich mit drei Schichten Funktionskleidung

Nach einer etwas unruhigeren Nacht, wie es vor einem Marathon wohl Standard ist, fand ich mich dann rechtzeitig wieder am Marathonstart ein, entschied mich schlauerweise doch für drei Schichten Funktionskleidung statt für zwei (im Laufe der 42,195 km sollte es bisweilen doch recht zugig werden) und trottete pünktlich um 10 Uhr los. Die ersten Kilometer liefen wirklich hervorragend, und gemessen daran, dass ich keine GPS-Uhr dabei hatte, lief ich recht konstant – ca. 4:45 min / km.

Das war deutlich unter dem Schnitt, den ich insgeheim angepeilt hatte: ich hatte mir bestenfalls eine Zeit knapp unter 3:30 h vorstellen können, also etwas unter 5 min / km, wobei das nur im optimalen Fall erreicht werden konnte. So lief ich denn auch und absolvierte die erste Runde, also den Halbmarathon mit einer Zeit von 1:41:57 h, was nach meiner Bestzeit bei meinem ersten Friedberger Halbmarathon meine bisher schnellsten 21,1 km waren. Bis Kilometer 28 hatte ich 2:18 h gebraucht – sollte ich den Schnitt unter 5 min / km halten können, dann würde ich locker unter 3:30 h bleiben.

Aber ein Marathon ist halt ein Marathon und kein halber, und ab Kilometer 30 musste ich feststellen, dass mein Schnitt schon gut über die 5 Minuten pro km angestiegen war. Ich wollte auch kein Risiko eingehen, weshalb ich zusätzlich das Tempo ein wenig drosselte. Die 32 km passierte ich in 2:29 km und durfte für die letzten zehn Kilometer theoretisch exakt 60 Minuten brauchen, aber ich bin mir sicher, dass ich das nur unter grandiosen Schmerzen hätte erreichen können.

Zünftige Blasmusi´ zum Einstimmen gabs von der Blaskapelle

Zünftige Blasmusi´ zum Einstimmen gabs von der Blaskapelle

Dem Motto „pain is good. extreme pain is extremely good“, welches ein Läufer auf seinem Laufshirt zur Schau getragen hatte, wollte ich nicht so recht beipflichten, und so brauchte ich für die letzten 10 km etwa 6 min / km,  sodass ich bei einer Gesamtzeit von 3:36:37 h landete, womit ich sehr gut leben kann – immerhin über 8 Minuten schneller als bei meinem ersten Marathon vor 16 Monaten bei gleichzeitig 7 kg mehr Körpergewicht. Die Kilometer 38 bis 42 waren wieder besonders hart, und auf diesen Kampf während der letzten Kilometer kann man tatsächlich nicht so einfach trainieren; wie beim letzten Marathon auch fing dann für einen ganz kurzen Moment mein linkes Bein an, etwas unkontrolliert Faxen zu machen, wahrscheinlich war das ein erstes Anzeichen für einen Krampf o.ä.

pain is good. extreme pain is extremely good.

Doch ich konnte noch einmal alle Kräfte mobilisieren, den Willen für die letzten Kilometer aufbringen und dann auch heil im Ziel ankommen. Kein Vergleich zu München im Oktober 2011 – der erste Marathon ist und bleibt wahrscheinlich immer der schönste -, doch die Bestätigung einer solchen Laufleistung ist auch etwas wert, und ich freue mich jetzt schon auf meinen nächsten Marathon, den ich auf jeden Fall unter 3:30 h laufen möchte, und das am liebsten beim New York Marathon:)

Start und Ziel beim Johannesbad Thermenmarathon

Start und Ziel beim Johannesbad Thermenmarathon

Doch jetzt heißt es erst einmal Regenerieren. Ich fühle mich heute schon etwas lädiert, bin aber zuversichtlich, dass ich es in zwei Tagen wieder locker angehen kann hier im heimischen Westpark. Das nächste Event findet in genau 6 Monaten statt, nämlich der Ironman 70.3 auf den Philippinen in Cebu, wo ich mich vor Ort einige Wochen vorbereiten werde, um am 4.8.13 einen guten Start bei der Ironman-Serie zu haben.

Zum Schluss noch ein paar Pros und Cons beim Thermenmarathon in Bad Füssing

Pro:

– es gab am Samstag und Sonntag freien Zugang zum Thermalbad, und es war wirklich super entspannend, nach dem Marathon im heißen Sprudelwasser ein wenig regenerieren zu können

– der als Pumuckl verkleidete Dietmar von http://www.laufmalwieder.de/, welcher den Marathon komplett barfuß (!) gelaufen ist

– insgesamt gut organisiertes Event, auch der Obst- und Süßigkeitenstand direkt nach Zieleinlauf war recht üppig und lecker

Contra:

– die sonntägliche Fahrt von Bad Füssing zurück nach München war eine halbe Odyssee und hat mit Bus und Zug über Pocking, Mühldorf und Markt Schwaben samt Wartezeit gut 5 Stunden gedauert, aber dafür kann ja der Veranstalter nichts. Doch ich war dann schon irgendwie ziemlich froh, wieder im heimischen München angekommen zu sein:)