Letzten Sonntag war es so weit, und ich konnte meinen ersten Trail-Halbmarathon erfolgreich absolvieren, was für mich schon einen bedeutenden Meilenstein darstellt. Nicht nur, weil ich nach fast drei Jahren Corona-bedingter „Abstinenz“ endlich wieder einmal ein „echtes“ Rennen machen konnte, sondern weil es insgesamt doch recht gut lief.

Ich hatte ja relativ spontan knapp 7 Wochen vorher, an meinem 39. Geburtstag, die Anmeldung zu diesem Event vorgenommen – mit bis dato genau 0 (!) Trail-Runs. Ich konnte es selber gar nicht fassen, dass ich in bald 12 Jahren als Läufer kein einziges Mal im Gelände gelaufen war, sondern eher zu den „Straßenläufern“ gehört habe. Das sollte sich ändern!

So bin ich dann in den letzten Wochen jeden Sonntag fleißig zum Bunyaville Reservation Park geradelt, um mich dort in der schönen Natur zu verlieren. Phasenweise endete ich dabei auf Abwegen, die schon seit längerer Zeit nicht mehr von menschlichen Wesen frequentiert worden waren, sodas ich mich durch das Dickicht kämpfen musste, wobe ich trotz Irrwegen immer wieder heil zuhause angekommen bin.

Zwei Wochen vor dem Rennen hatte ich dann sogar einen kompletten Trainings-Halbmarathon absolviert, der allerdings nur die Hälfte der Höhenmeter hatte (ca. 500m) und trotzdem über 3:06 Stunden dauerte. In einem Forum las ich dann, dass man pro 100 Höhenmeter noch einmal ca. 600m „normale Laufzeit“ draufrechnen müsste, sodass ich grob im Kopf gerechnet bei einer Laufzeit von 3:20 – 3:30 rauskommen müsste.

Ich würde somit -rein theoretisch- Gefahr laufen, an letzter Stelle einzutrudeln, nachdem ich mir die Ergebnisse der letzten Jahre so angeschaut hatte. „An der Ehre“ gepackt, wollte ich das natürlich verhindern:P

Das Rennen

Es tat gut, endlich wieder einmal früh aufzustehen, wobei das Rennen um 08:00 Uhr starten sollte, und ich mir den Wecker auf 05:15 Uhr gestellt hatte. Ein guter doppelter Espresso und zwei Brotscheiben mit Butter und tasmanischem Honig (keine Ahnung, ob das die richtige Ernährung ist vor so einem Rennen) sollten meine heutige Grundlage sein. Ich hatte auch noch 4 Gels mit im Trinkrucksack verstaut, die im Rückblick auf jeden Fall „kriegsentscheidend“ waren. Die Gels wollte ich zu Beginn, nach 30 min, 75 und 120 min einnehmen, was ich dann auch genau so machte.

An der Site angekommen, genossen Bea und ich noch ein wenig die schöne Panorama-Aussicht, sie machte sich zum nahegelegenen botanischen Garten auf, und ich nahm die ersten Kilometer und das erste Gel in Angriff. Schon kurz nach dem ersten Kilometer fing der erste Anstieg an. Die meisten Läufer:innen (ich war in der zweiten Laufgruppe) hatten schon in den Wandermodus umgeschaltet.

Kurz vor dem Lauf mit Bea in Mt Cooth-tha

Wussten die vielleicht mehr als ich? War es ein blutiger Anfängerfehler meinerseits, selbst die steilen Anstiege laufen zu wollen? Ich kannte „keine Gnade“ und lief weiter, der Puls war jetzt schon gut über 180 (!), aber ich konnte die Belastung erstaunlicherweise ziemlich gut aushalten. Vielleicht war das ja dem sonntäglichen Training der Höhenmeter geschuldet.

Ich konnte gut ein paar Dutzend Läufer:innen einsammeln, wurde allerdings „bergab“ immer wieder von vielen eingeholt, da ich nach wie vor besonders vorsichtig sein wollte wegen des rechten Knies. Ich hatte kein großes Problem damit und grüßte immer wieder dieselben Menschen, wenn sie mich überholten und ich sie beim nächsten Anstieg auch wieder überholte:)

Das ging dann so weiter bis Kilometer 15. Bis kurz nach 2/3 der Strecke hatte ich noch von einer Zeit von 2:48 geträumt, wenn es so weitergehen sollte, da ich nach 14 km knapp 1:52h auf der Garmin stehen hatte. Dass ich für die letzten 7 Kilometer dann noch gut 1:12h brauchen würde, hatte ich so nicht auf dem Schirm.

Der Anstieg wurde so steil, dass ich auch in den Wandermodus wechseln musste – es war für mich jedenfalls kein Laufen mehr möglich. Und so war km 16 mit fast 12 min/km der langsamste, verständlicherweise. Ich sah immer mehr Gefährt:innen, die mit Krämpfen zu kämpfen hatten, und ich bin mir ziemlich sicher, dass mich die vier Gels vor den Muskelkrämpfen meinerseits verschont hatten.

Bei km 19 und 20 hatte ich dann noch beschlossen, einem besonders stark leidenden Läufer beizustehen bzw. „beizugehen“ und mit ihm ein paar hundert Meter zu gehen – vermutlich hatte mich das dann die „sub 3:00“ Stunden gekostet; aber wen interessiert’s? Am Ende war es einfach ein tolles Erlebnis und Gefühl, diesen angeblich „härtesten Halbmarathon“ Australiens (so der Moderator am Morgen) überstanden zu haben!

Ich bin jedenfalls sehr motiviert, weitere Trail-Runs zu machen, beginne aber jetzt offiziell auch mit der Vorbereitung auf meine nächste Mitteldistanz, bei der ich wieder ernsthaft das Ziel „sub 5:00“ ins Visier nehmen werde. Das Thema Trail-Running wird mich so schnell nicht wieder loslassen, und ich freue mich auf die nächste Folge im Ausdauerwelt-Podcast, bei der ich mit Manuel und Henrik zwei waschechte Trail-Ultraläufer interviewen darf.